Man zählt nicht zur Creme der Nahe-Winzer, ohne Riesling-Spezialist zu sein. Auf Bambergers rund zwölf Hektar erstklassiger Steillagen stehen etwas Weiß- und Grauburgunder, wenig Gewürztraminer, zur Abrundung einige Rote, vorwiegend aber: Riesling. Aus ihm macht Bamberger ungewöhnlich schlanke und eher süßfruchtige Weine sowie nicht zu trockene und trotzdem rassige Sekte, für die das Weingut regelmäßig Auszeichnungen einsammelt. Das Logo auf den Flaschenetiketten hat übrigens nichts mit Kirchentag zu tun, sondern stilisiert eine Rebe auf einer Rankhilfe - auf den alten Deko-Flaschen in der Probierstube noch zu erkennen.

Rieslinge

2009 Meddersheimer Altenberg Riesling Spätlese - das Attribut “cremig” paßte eher auf einen saftigen US-Chardonnay, aber bestimmt nicht auf einen schlank ausgebauten deutschen Riesling. Trotzdem wirkt dieser Wein mit seinen acht Volumenprozent dicht und reich auf der Zunge, weist energische, delikate und vielschichtige Süße, frische Säure und im Abgang bitter-kräuterige Noten auf. Anspruchsvoll, erfrischend, animierend. Sehr gut, sehr preiswert! Das war zumindest unser Eindruck 2010. Und 2015? Nicht gealtert, sondern reifer. Teernoten, im Abgang Zitrus, sehr saftig, ein anspruchsvolles, köstliches Zuckertröpfchen, das man nicht wegtrinkt, sondern an dem man permanent nippt, kaut, knabbert. 2010 Riesling Classic - im Duft florale, grüne und holzige Aromen, im Mund von Zitrusfrüchten, Mirabelle und reifer Aprikose sowie Honig bestimmt. Die ausgleichende Bitternote verleiht dem Wein Struktur und Klarheit. Er ist relativ leicht und im positiven Sinne süffig, aber im Geschmack sehr viel stärker und schärfer als der 2010 Riesling Feinherb aus der berühmten Lage „Monzinger Frühlingsplätzchen“. Der überzeugt durch weiche Vollmundigkeit mit spürbarem, aber bei 11 Vol-% moderatem Körper und ist von überreifen gelben Früchten und interessanten Minze- und Melisse-Aromen bestimmt. Beide benötigen Zeit, sich zu entfalten, sind angenehm wegzutrinken und haben ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Im Vergleich mit diesen beiden ist der 2010 Riesling Plaisir klarer Verlierer, denn er wird einerseits von der Kraft und andererseits von der Süße der anderen Rieslinge zur Seite gedrängt. Für sich genommen ist er jedoch der Zurückhaltende, Feine, Tiefe, der Vorzüge vereint und letztlich in dem Trio die Wahl. Ihn “Ein Maul voll Wein” zu nennen, wie damals in der Preisliste zu lesen war, ist ebenso brutal wie wahr.

Der 2011 Riesling Schloßböckelheim "Vom Vulkangestein" trocken ist Beispiel für den seltsamen Zweiklang von etwas scheuer und gleichzeitig aufdringlicher Aromatik: scheu, weil sich die gelbfruchtigen Grapefruit- und Pfirsich-Akzente im Duft zurückhalten. Aber man trinkt den Wein natürlich trotzdem, wenn er schon mal im Glas ist, auch wenn er keine Lust darauf weckt. Und aufdringlich, weil vorgenannte Frucht sich dann vordergründig und eindimensional am Gaumen breitmacht und man schon sehr genau, sagen wir: hineinhören muß, um die rauchige Note und ein bißchen Mineralik zu erschmecken oder wenigstens zu ahnen. Machte als counterpart eines fruchtig-scharfen Currys eine gute Figur.

Weißburgunder

Ihre Weißburgunder entwickelten die Bambergers mit den Jahren behutsam und zielstrebig weiter. So schienen sie uns bei unserem ersten Besuch 2012 im Duft aromatischer, interessanter als im Mund: der 2010 Weißburgunder Classic zeigte im Duft sortentypisch delikat-warme Aromen von Nüssen, Butterkeks und Karamell, später sogar rauchige Noten. Im Mund kamen gelbe Früchte und Birne hervor, er wirkte aber mangels Säure schlicht etwas lahm. Der 2010 Weißburgunder -S- trocken aus Bambergers damaliger Spitzenlinie war im Duft klarer, frischer, ja fast transparent mit Orange und Quitte. Auch er geschmacklich von gelben Früchten bestimmt, die Frucht ging in einem interessanten Spiel zwischen süßen und salzigen Noten auf, war uns jedoch ebenfalls etwas zu sanft. Zwar ist auch der 2023 Weissburgunder kein Kraftpaket, jedoch die Wahl für Genießer, die im Holz ausgebaute Weißweine mit ihren saftigen Tertiäraromen schätzen, aber keine Vanille- und Nussbombe wollen. Schön gelbfruchtig, weich, saftig, robust - ein Wein zum Schlürfen und Lutschen.

Rotweine

Sollte man wirklich Rotwein vom Weißweinspezialisten trinken? In Bambergers Fall: warum nicht, wobei der 2023 Noir des noirs eine komplizierte Angelegenheit ist. Die aufwendig ausgebaute tiefdunkle Cuvee aus Frühburgunder und Dornfelder duftet und schmeckt genau so: tiefdunkel, brombeerfruchtig und nach allem, was Zunge und Zähne blau werden läßt. Sogar die Süße und fein säuerliche Fruchtigkeit des Granatapfels meinen wir zu erkennen, dessen Färbekraft sowieso. Hoffentlich wäscht "Persil" wirklich weißer. Saftig, samtig am Gaumen, kompakter Körper, robust gegenüber kulinarischen Zumutungen, trotz seiner Jugend im Frühjahr 2025 schöner Trinkfluss. Im überraschend langen Nachhall weißer Pfeffer, und Ahnungen von Himbeere und Graphit machen das fröhliche Genußpaket schließlich doch zur wie gesagt komplizierten Angelegenheit. Sollte zimmerwarm - heißt: moderat kühl - serviert werden und ist unserer Meinung nach interessanter als der 2022 Syrah trocken, einem erst 2021 gepflanzten und im Frühjahr 2025 noch schüchternen Mitglied im Programms, das mit üblicher Rotfrucht und leicht pfeffriger Note vielleicht zeigt, wohin die Reise einst gehen könnte. Inzwischen behilft man sich besser mit den Syrah anderer Winzer.