Harald Hexamer ist ausgesprochener Riesling-Verfechter. Selbst weiße Burgundersorten oder Sauvignon blanc spielen auf den rund 18 ha Anbaufläche nur die Nebenrolle und sollen in Zukunft anteilsmäßig noch abnehmen. Man tut Hexamer aber Unrecht, schränkt man ihn auf Riesling ein. Der Experimentator bietet auch eine umfangreiche Palette eindrucksvoller Früh- und Spätburgunder an, was für die sortenmäßig etwas einseitige Nahe-Region wirklich ungewöhnlich ist.

Weißburgunder S: die neue Art der Raumbeduftung

Den 2009 Weißburgunder “S” trocken baut Hexamer in Fässern aus dem Holz heimischer Wälder aus - Herkunftsgedanke auf die Spitze getrieben. Das Holz verleiht dem Duft von frischem, süßem Teig und warmer Butter eine starke Vanillenote als Kontrapunkt. Und dieser Duft ist in seiner Intensität geeignet, einen Raum zu erfüllen. Im Mund herrschen saftige, reife Birne und Quitte vor, dazu wieder der süße Vanilleton. Die zarte, aber immer gegenwärtige Säure macht diesen nicht billigen, aber preiswerten Wein lebendig. In unserer Hitliste Weißburgunder nahm der "S" lange Zeit den Spitzenplatz ein, lief allerdings etwas aus der Reihe: er gehört eher in einen Vergleich mit guten Übersee-Chardonnays. Denen hielte er aber auch stand. Im Sommer 2017 aromatisch immer noch überbordend mit gereiftem, bitterem Vanilleton, am Gaumen saftig und dick.

Die Rieslinge

Schon der unkompliziert zu genießende 2008 Meddersheimer Rheingrafenberg Riesling Kabinett trocken zeigt die Machart Hexamerscher Rieslinge: steinig-bittere Noten, zurückhaltender als jene der Von Racknitzschen Rieslinge, vollmundig saftige Fruchtsüße, feinste Säure - man könnte sagen, bekömmlich, wenn der Begriff nicht verbrannt wäre. Die Weine gehen vier, fünf Jahre nach Abfüllung, ihrer Trinkreife entgegen: die 2009 noch straffe Säure hat sich zurückgenommen, und die Rieslinge werden auf der Zunge cremig. Der Meddersheimer Rheingrafenberg ist Hexamers hervorragende Riesling-Lage. In einer Senke namens “Eisendell” wachsen die Trauben für den Meddersheimer Rheingrafenberg Riesling. Der 2009er weist Blumen- und Kräuternoten im Duft und gelbe Frucht im Geschmack auf, das alles mit mineralischem, auch salzigem Unterton. Wie saftig und eben cremig diese Frucht im Mund werden kann, bewies ein Versuch mit einem sahnigen Curry. Der Wein war für uns der ideale Einstieg in die Rieslingwelt der Nahe; sein Preis-/Leistungsverhältnis ist perfekt.

Der 2009 Meddersheimer Rheingrafenberg Riesling Quarzit ist die süße Variante des “Eisendells”. Nach einer ersten Probe 2010 schrieben wir: "Er ist im Moment noch sehr zitrusfruchtig, nervig, verschlossen, aber das Aroma saftiger Aprikosen scheint durch. Sollte er seine sanfte Mineralität bewahren, wird er ein sehr ausdrucksvoller und rassiger Wein werden". Im Frühjahr 2014 öffneten wir die nächste Flasche. Der Wein wirkt gereift, aber nicht alt. Er entwickelte sich in der Tat zu einem sehr ausdrucksvollen Tropfen, mehr fruchtig und saftig als rassig. Mineralische Noten prägen den Wein nach wie vor, wirken aber im Hintergrund und bestimmen das Aroma nicht mehr. Die Säure scheint nicht mehr aggressiv, sondern erfrischend lebendig. Im Abgang wird er cremig. Köstliches Zeug. 2009 Schloßböckelheimer In den Felsen Riesling No.1 trocken aus Hexamers zweiter großer Lage: im Duft leichte Botrytis, saftig-reife gelbe Aromen. Sehr vollmundig mit leicht cremigem Unterton. Birne, Quitte und Kräuteraromen werden von klarer, kräftiger Säure gestützt. Idealer Begleiter zu Fisch.

Die Rotweine

Immerhin ein Drittel des Programms besteht aus roten Burgundern, von denen uns die Frühburgunder besonders beeindruckten. Die Weine profitieren enorm von der Zeit, die Hexamer ihnen im Faßausbau spendiert. Der 2008 Frühburgunder trocken geht gerade noch als schlanke, pfeffrige und kirschduftige Ouvertüre für den Abend durch. Der 2008 Frühburgunder "S" dagegen ist eine ähnliche Aromenbombe wie sein weißer Bruder: Cassis, schwarzer Pfeffer, Waldbeeren sowie Vanille und Toast aus dem 16-monatigen Holzausbau verdichten sich zu einem extrem fülligen, stoffigen Gesamtpaket. Schwer, saftig, delikat und - genau wie der Weißburgunder - nichts für nebenher.